Das heutige Gebäude wurde 1790 auf dem Keller eines Vorgängerbaus errichtet. Das Haus steht in der Holdergasse. „Holder“ ist die schwäbisch-alemannische Bezeichnung für den schwarzen Holunder. Die dunklen Holunderbeeren wurden seit frühesten Zeiten als Färbemittel eingesetzt, so auch zum Färben von Wein.

Die Traube über dem Rundbogen des Kellereingangs erinnert an die frühere Nutzung. Im Gebäude war vermutlich die einstige Schankwirtschaft „zur Traube“ untergebracht. Eine Schankwirtschaft durfte nur Getränke und vielleicht ein kaltes Vesper ausgeben - im Unterschied zu einer Schildwirtschaft die warmes Essen und Übernachtungsmöglichkeiten anbot.

Jahrhundertelang wurde der Anbau von Wein von der Obrigkeit gefördert und spielte im Wirtschaftsleben des Landes eine wichtige Rolle. Flurnamen wie Kelterplatz, Weinstraße und Paradies deuten noch heute auf den einstigen Weinbau hin.

An allen geeigneten Hängen der Glems und ihrer kleinen Seitentäler wurde früher Wein angebaut. 1750 gab ein Drittel der Einwohner „Weingärtner“ als einzigen Beruf an. Um 1800 wurden rund 60 ha Reben bewirtschaftet. Die am häufigsten angebauten Sorten waren Silvaner und Elbling. Seltener angebaut wurden Trollinger und Affenthaler.

Eingebaut in die Wengertmauern oder freistehend gab es steinerne Schutzhütten. Sie boten den Wengertern Zuflucht bei Unwettern. Am Ende der Straße „Ob den Bergen“ ist eine solche Wengertschutzhütte erhalten geblieben. Sie trägt den Namen Paradieshütte.