Mit einer gewissen Berechtigung kann man sagen, dass das Rathaus „herrschaftlich“ auf einem geschichtsträchtigen Hügel thront.
Als die Gemeinde Schwieberdingen 1970 das bäuerliche Anwesen kaufte, erinnerte dort nichts mehr an seine Vergangenheit als Wasserschloss und frühneuzeitliche Niederungsburg. 1983 plante man auf diesem Areal einen Rathausneubau unter Einbeziehung des Fachwerkbaus und eine Tiefgarage im Erdhügel.
Die 1985 bis 1986 durchgeführten Rettungsgrabungen des Landesdenkmalamtes brachten die jahrhundertealte Geschichte dieses Siedlungsplatzes ans Tageslicht. Keramikscherben und Hinweise auf ein Grubenhaus aus frühmittelalterlicher Zeit gehören zu den ältesten Funden. Um 1200 wurde ein künstlicher Hügel aufgeschüttet, auf dem eine erste festungsartige Anlage gestanden haben mag. Von ihr ist nichts mehr erhalten.
Anfang des 16. Jahrhunderts wurde der Hügel gekappt und planiert, um eine größere Fläche zur Bebauung zu schaffen. Nun entstand das neue Wasserschloss, Bauherr war Philipp von Nippenburg. Die Ausgrabungen legten die Fundamente dieser Wasserburg frei wie auch eingetiefte Kellerräume und Reste der ehemaligen Bogenbrücke an der Ostseite.
Beim Bau des Rathauses wurden Mauersteine der ehemaligen Bauernscheune integriert, die noch aus dem Schlossbau des 16. Jahrhunderts stammten, sowie drei Mauersteine mit Jahreszahlen.
Rechts neben dem Rathauseingang befindet sich ein großer Mauerstein mit den Wappen des Friedrich von Nippenburg und seiner Frau Kunigunde Göler von Ravensburg. Friedrich von Nippenburg, ein Enkel des Erbauers, war seit 1570 Besitzer des Wasserschlosses.
Der östliche Teil der Schlossanlage dient heute zusammen mit dem zuletzt als Scheune genutzten Gebäude als Verwaltungssitz. Einen besonderen Reiz ergeben die in den Neubau integrierten Sandsteinwände. An Stelle weiterer Wirtschaftsgebäude wurde ein moderner Neubau errichtet. Dieser greift Gestaltungselemente wie Satteldach und Fachwerk des Altbaus auf. Im Neubau befindet sich der Ratssaal. So stehen sich nicht nur Alt- und Neubau, sondern auch Verwaltung und Politik gleichberechtigt gegenüber.