Der ehemalige Gasthof zum Ochsen ist ein imposantes Gebäude. Mit dem Anwesen verknüpfen sich 250 Jahre Gasthausgeschichte und ein Kapitel Wirtschaftswundergeschichte. 1628 wurde die Hofstatt beschrieben als „… ganze Behausung, Scheuer, Stallung und Hofraitin alles an- und beieinander.“

1709 wurde auf der Hofstatt die Gastherberge zum Ochsen eingerichtet. Durch Zukauf benachbarter Grundstücke vergrößerte sich das Gasthofgelände beträchtlich. Ein neuer großer dreistöckiger Anbau samt Stallungen sowie eine große Scheune hinter dem Haus boten Platz für die Reisenden und ihre Pferde.

Stuckdecken im Innern des Gebäudes zeigen, dass die Wirtsfamilie zu den wohlhabenden Bürgern gehörte.

1812 verlegte man die Poststelle von Enzweihingen nach Schwieberdingen. Der Gasthof zum Ochsen wurde zur neuen Poststation.

Die schwer beladenen Post- und Handelswagen konnten die starken Steigungen nur mit Hilfe von Vorspanndiensten bewältigen. Im Ochsen standen dazu bis zu 30 Pferde bereit. Auch die Gasthäuser zum Hirsch und zum Löwen stellten Pferde. Zusätzlich wurden bis zu 60 Pferde hiesiger Bauern zur Verfügung gestellt.

Mit dem Aufkommen der Eisenbahn als neuem Verkehrs- und Transportmittel und dem Einrichten einer Poststelle in Markgröningen verlor der Ochsen als Ziel einer Reiseetappe immer mehr an Bedeutung. Zwischen 1817 und 1860 büßte der Ochsen zwei Drittel seines Wertes ein.

Ein Stein am ehemaligen Eingang Schulberg zeigt die Initialen „CFM“ für Christoph Friedrich Maier. Der Ochsenwirt wurde 1799 Schultheiß und erlangte einige Bedeutung als Diplomat und Dolmetscher während der französischen Kriege und der Erhebung Württembergs zum Königreich 1806.

Noch lange nach Verlegung der Poststation war der „Ochsen“ eine gut besuchte Gaststätte.

1870 kam der „Ochsen“ in den Besitz von Karl Völlm. Seine Nachfahren führten den Betrieb bis 1965 weiter. Danach beherbergte das Anwesen auch wieder ein Postamt, die Schwieberdinger Bank und weitere Ladengeschäfte.

In neuester Zeit wurde das denkmalgeschützte Ensemble umfassend renoviert. An der Ecke Schulberg / Stuttgarter Straße blieben die Handwerkerzeichen der Metzger – Schlachterbeil und Ochse – erhalten, ebenso wie der Torbogen in der Mitte des Gebäudes.